Warum manche Athleten Krisen problemlos meistern und andere nicht

Bist du krisensicher?

Erfolgreiche Athleten meistern Krisen und Rückschläge problemlos.

Andere zerbrechen daran.

Im Umgang mit Krisen und Rückschlägen trennt sich im Sport die Spreu vom Weizen.

Manch ein Athlet hat nach einem Rückschlag aufgegeben und die Segel gestrichen. Bei einigen wäre das vermeidbar gewesen. Wie, erzähle ich dir gleich.

Auch ich habe Rückschläge und Krisen erlebt, die sehr schmerzhaft waren. In diesen Momenten dachte ich immer: „Genau das brauche ich jetzt nicht.“ Manchmal habe ich mich hintersinnt und mich gefragt, warum das gerade mir passiert.

Wenn ich es mit ein wenig Distanz betrachte, dann habe ich aus jeder Krise etwas gelernt. Und es hat mich mental stärker gemacht.

Besondere Stehaufmännchen-Qualitäten zeigte der Eisschnellläufer Dan Jansen. Er strauchelte x-mal als Top-Favorit bei Olympischen Spielen. Teilweise durch tragische Umstände. Daran zerbrochen ist er nicht. Er blieb dran. Und erst in seinem letzten Anlauf wurde er mit dem langersehnten Olympiasieg belohnt.

Doch welche Fähigkeit brauchst du als Athlet, damit du immer wieder in deinen „Ursprungszustand“ zurückkommst und wieder leistungsfähig wirst?

Deformiert in die Krise

Etwas salopp gesagt wirst du durch eine Krise deformiert. Das ist vergleichbar mit einer Feder, die du zusammenstauchst, auseinanderziehst oder in irgendeine Richtung verbiegst und sie dort fixierst.

Wenn du sie in diesem Zustand lässt, verliert sie ihre Elastizität und Spannkraft. Sie leiert früher oder später aus. Ausleiern möchtest du bestimmt nicht, oder?

In einer Krise oder bei Schwierigkeiten wirst du in eine Richtung verformt, welche es dir verunmöglicht, dein volles Leistungspotenzial abzurufen.

Um eine Krise erfolgreich zu bewältigen, brauchst du demzufolge die Fähigkeit, elastisch zu bleiben und deine Spannkraft aufrechtzuerhalten, damit du wieder in deinen Usprungszustand zurückzukehren kannst. Das nennt man Resilienz.

Resiliente Athleten agieren in Krisen elastisch und können durch ihre Spannkraft wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren. Damit bewältigen sie Schwierigkeiten und Krisen erfolgreich. Natürlich geht das nicht von jetzt auf sofort. Selbst wenn sich das die meisten Athleten wünschen.

Manche Dinge brauchen Zeit.

Krisensicher werden

Es gibt verschiedene Faktoren, die dir helfen, deine Spannkraft zu behalten resp. in deinen Ursprungszustand zurückzukommen und eine Krise erfolgreich zu meistern.

Jeder Athlet hat Strategien und Präferenzen, welche er in Krisen bevorzugt anwendet. Auch du. Möglicherweise gibt es noch Faktoren, die du bis jetzt nicht berücksichtigt und ausprobiert hast.

Ich habe beim Resilienz Zentrum Schweiz mit dem Resilienzrad ein tolles Instrument gefunden, mit dem du krisensicher(er) werden kannst.

Ein guter Umgang mit Krisen und Schwierigkeiten ist eine mentale Fähigkeit, die du wie deine technischen Fähigkeiten trainieren kannst und solltest.

Warum?

Weil du damit leistungsfähiger wirst.

8 Faktoren, die du im Auge haben solltest

Schau dir zuerst die folgende Grafik an, bevor du weiterliest.

Resilienz-Rad

 

Lösungsorientiert denken

Du kannst dich einer Krise fügen, Trübsal blasen und dich hintersinnen, warum das gerade dir passierte. Wirklich weit kommst du damit nicht. Du bringst dich höchstens in eine Negativspirale.

Cleverer ist es, wenn dir überlegst, was es für Lösungen gibt, mit denen du deinen Handlungsspielraum erweitern kannst.

Das öffnet dir die Augen und hilft dir, wieder in deine Spur zu kommen.

Optimistisch bleiben

In Krisen neigen manche Athleten dazu, nur noch das Schlechte zu sehen. Sie malen schwarz. Leistungsfördernd ist das definitiv nicht.

Gehe auch in der Krise mit einer positiven Grundhaltung an den Start. Und denk daran, Optimismus hat wenig mit Schönmalen gemeinsam.

Eine positive Grundhaltung hilft dir, Krisen zu meistern und durchzustehen. Weil du dann nicht im Selbstmitleid versinkst, sondern Chancen und Wege siehst.

Kreativ sein

Schaffst du es, eine positive Grundhaltung an den Tag zu legen und auch in Krisen zu entspannen, dann wird auch deine Kreativität angekurbelt.

In einer entspannten Stimmung bist du in der Lage, aus dem Vollen zu schöpfen und kreative Lösungen und Wege zu finden. Versuch’s mal.

Du hast also die Wahl. Baue etwas Schönes.

Akzeptieren, wie es ist

Ein Streit im Team, Funktionäre, die mehr auf ihren Profit als auf die Athleten schauen, Niederlagen oder eine verpasste Olympiaqualifikation können sehr schmerzhaft sein.

Die Suche nach dem Warum ist in den wenigsten Fällen zielführend. Insbesondere dann, wenn du die Situation nicht ändern kannst. Darüber zu lamentieren raubt dir nur Energie.

Deshalb ist es oft die beste Lösung, die Situation in ihrem ganzen Ausmass zu akzeptieren und deine Haltung dazu zu ändern. Das hilft und reduziert dein Stresslevel.

Selbstverantwortung übernehmen

Wartest du, bis es der Trainer oder der Verband für dich richten? Als Athlet bist du für dich selbst verantwortlich. Du kannst dich darüber ärgern, wenn die anderen die Weichen nicht für dich stellen. Oder du kannst die Verantwortung selbst übernehmen und die Weichen selber stellen.

Wer sich nicht entscheiden kann, muss die Folgen der Entscheidungen hinnehmen, die andere für ihn treffen. – Unbekannt

Stehe für dich selbst ein und übernimm die Verantwortung für dein Handeln. Dann musst du dir auch nie den Vorwurf machen, dass du es nicht wenigstens versucht hast.

Zukunftsorientiert handeln

Ich predige immer, dass du als Athlet den Moment im „Hier und Jetzt“ leben sollst. Und du brauchst auch eine Vision, damit du deine Zukunft aktiv gestalten kannst.

Träume und Visionen hast du als Sportler bestimmt. An Olympischen Spielen teilnehmen oder einen schwierigen Sprung beherrschen, oder?

Lebe für deine Träume.

Achtsam sein

Jetzt sind wir schon wieder bei diesem Modewort ;-). Dass du deine Bedürfnisse auch in einer Krise wahrnimmst, ist eine Voraussetzung für einen sorgsamen Umgang mit dir selbst. Ein achtsamer Umgang mit dir hilft dir, schwierige Situationen und Krisen erfolgreich zu meistern.

Wenn du also den Augenblick im „Hier und Jetzt“ lebst, deine körperlichen Empfindungen sowie deine Emotionen wahrnimmst und akzeptierst, ohne sie zu bewerten, dann hast du den ersten Schritt schon gemacht.

Netzwerk pflegen

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Vor allem in Krisen lernst du deine Beziehungen und deine Freunde zu schätzen.

Als Einzelsportler wirst du ab und an zum Einzelkämpfer degradiert. Dass du ohne Netzwerk und ohne intaktes Umfeld nicht leistungsfähig bist, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Auch als Einzelsportler bist du ein soziales Wesen in einem sozialen Umfeld.

Das beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tage eine Freude machen könne. – Friedrich Nietzsche

Knüpfe Kontakte und pflege deine Beziehungen, auch wenn du häufig unterwegs bist. Es ist etwas vom Wertvollsten, das du hast. Vor allem in Krisenzeiten tut es gut, wenn du auf deine Freunde und Familie zählen kannst.

Das Resilienz-Rad und die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Bewältigung einer Krise hast du nun kennengelernt.

Lass und einen Schritt weitergehen, wie du zukünftig mit schwierigen Situationen und Krisen umgehen kannst, damit du elastisch und deine Spannkraft erhalten bleibt. Damit du immer wieder in deinen Ursprungszustand zurückkehren kannst. Und damit du leistungsfähig bleibst.

„Krisenfragen“

Gehe die folgenden Fragen in Ruhe durch und mach dir ein paar Notizen.

Sie helfen dir, wenn es wieder einmal nicht so rund läuft.

Welche Lösungsstrategien helfen dir?

Schaue noch einmal auf deine Saison zurück. Welche deiner Lösungsstrategien in Training und Wettkampf haben deine Leistungen positiv beeinflusst?

Welche dieser Lösungsstrategien möchtest du auch in Zukunft anwenden?

Was verändert sich positiv?

Wo ist es dir trotz misslichen Umständen gelungen, optimistisch zu bleiben?

Wie hast du aus diesen Situationen gelernt und was veränderte sich positiv?

Wie nutzt du deine Kreativität?

Bei welchem Wettkampf (bei welcher Krise) ist es dir Dank deiner Kreativität gelungen, aus dem Vollen zu schöpfen und eine unerwartete Wende herbeizuführen?

Wie möchtest du deine Kreativität nutzen, um noch besser zu werden?

Was gewinnst du mit Akzeptanz?

Welche Rahmenbedingungen konntest du in der vergangenen Saison problemlos akzeptieren, ohne zu lamentieren?

Was hast du durch diese (neue) Einstellung gewonnen?

Wie hilft dir Selbstverantwortung?

Hast du in der Trainings- und Wettkampfplanung die Verantwortung für die Periodisierung und die „Peak-Wettkämpfe“ selber übernommen?

Was ist dein Gewinn, wenn du die Verantwortung für deine Trainings- und Saisonplanung selber übernimmst?

Wie gestaltest du deine Zukunft?

Hast du eine Vision und grosse Ziele?

Was für ein sportliches Ziel möchtest du mit deiner ganzen Kraft verfolgen?

Bist du achtsam?

Lebst du im Training und Wettkampf den Augenblick? Nimmst du dich selber wahr?

Was ist dein Gewinn, wenn du achtsam bist?

Pflegst du deine Kontakte?

Wann hast du dich das letzte Mal bei deinem Trainer und deinen Eltern für ihre Unterstützung bedankt?

Mit welchen Personen aus deinem (sportlichen) Umfeld möchtest du wieder vermehrt in Kontakt treten?

Fazit

Krisen und Rückschläge gehören zu deinem Sportleralltag. Auch wenn du diese am liebsten auslassen würdest. 😉

Du kannst dich der Krise hingeben und Trübsal blasen oder …

Du betrachtest eine Krise als Chance, aus der du gestärkt und mit deiner voller Spannkraft zurückkehren kannst!

Ich weiss, dass dies keine einfache Übung ist, und glaub mir, du kannst mehr, als du dir zutraust.

Nutze deine Möglichkeiten!

Martin

PS: Ich bin übrigens der Meinung, dass mit mentaler Stärke alles ein wenig einfacher geht.

Besser sein, wenn's zählt!
3 bewährte Sport-Mental-Techniken helfen dir dabei